An die muslimischen Gemeinschaften in der Schweiz
Liebe muslimische Freunde
Auch dieses Jahr hat COVID-19 unser Glaubensleben fest im Griff. Wir fragen uns: Wie lange noch? Wie lange dauert dieser Zustand noch an mit seinen vielfältigen und einschneidenden Einschränkungen für unser gesellschaftliches Leben und für das gemeinschaftliche Leben unserer Glaubensgemeinschaften? Und was kommt dann? Wie wird unser Leben aussehen? Das sind Fragen, die uns zutiefst beschäftigen.
Sie begehen vom 13. April bis zum 12. Mai den Fastenmonat Ramadan. Er bietet den einzelnen gläubigen Musliminnen und Muslimen die Möglichkeit, den gewohnten Alltag zu unterbrechen, sich zu überprüfen und sich neu auf Gott auszurichten. Gleichzeitig ist er eine Zeit der Gemeinschaft der Angehörigen des Islams, doch muss in COVID-19-Zeiten auf viele vertraute und liebgewonnene Traditionen verzichtet werden. Besonders schmerzlich ist dabei der Verzicht auf zwischenmenschliche Begegnungen, auf Gelegenheiten des Gesprächs und der Gemeinschaft. Weder die Festtage noch die Zeiten des Alltags sind so wie wir sie kennen. Diese Erfahrung verbindet uns Christen und Muslime in unserem Land. Doch uns verbindet auch die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Neben Glaube und Liebe gehört die Hoffnung zu den Grundlagen des christlichen Lebens. In der islamischen Tradition hat die Hoffnung – neben der Ehrfurcht und der Barmherzigkeit – ebenfalls eine zentrale Bedeutung für das Glaubensleben. Der gläubige Mensch richtet sich – auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten – an Gott und kann auf seinen Beistand zählen. Hoffnung ist damit ein Kennzeichen der gläubigen Menschen. Gemeinsam können wir Christen/Christinnen und Muslime/Musliminnen Zeugen/Zeuginnen dieser Hoffnung sein und zwar dadurch, dass wir Werkzeuge seiner Liebe, Güte und Gerechtigkeit und seines Friedens sind und im Nächsten unseren Bruder und unsere Schwester sehen, die alle Gottes Geschöpfe sind.
Ich erlaube mir, Ihnen hiermit die diesjährige Botschaft des Heiligen Stuhles bzw. des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog mit dem Titel «Christen und Muslime – Zeugen der Hoffnung» zuzustellen. Es ist uns ein Herzensanliegen, gemeinsam mit Ihnen an einer Gesellschaft zu bauen, die der Hoffnung auf dem Weg zur Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft Raum schenkt.
Im Namen der Kommission für den Dialog mit den Muslimen (KDM) der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) entbiete ich Ihnen meine herzlichen Friedens- und Freudenwünsche zum Fastenmonat Ramadan und Fest ‘Id al-Fitr im Jahr 2021.
Freiburg, 19. April 2021
Dr. Erwin Tanner-Tiziani
Sekretär der Kommission der SBK für den Dialog mit den Muslimen
